Lehmbatzen kleben an der BMW. Das Bein sieht nicht viel besser aus. Mitten im Westerwald die Grasnarbe geküsst. War das das Lebensziel?

„Gas, Gas, Gas, Gaaaaaas !“, brüllt Guido aus vollem Hals. Ich reiße den Hahn auf. Die Fuhre stabilisiert sich. Noch mehr Gas und ich schnalze im Stehen und in Vorlage auf die Gerade hinaus, bevor schon die nächste Kurve heranfliegt. Au Backe, wie war das noch gleich? Gewicht und Hintern nach hinten, Gas weg, Gewicht auf die Außenraste, die Karre querlegen und selbst in der Hochachse des Fahrzeugs bleiben. Frei nach In Extremo: Werd ich vom Fahrzeug hochgezogen, weiß ich, wie schwer mein Arsch gewogen…

Nun ja, einfach ist es gewiss, nicht, mit den beiden bockschweren BMWs im Stehen halbwegs behände und vor allem technisch makellos auf losem Untergrund die korrekten Bahnen zu ziehen. Beim Endurotraining von Guido Lindenaus dirt4fun in Hof im Westerwald stehen zunächst die korrekte Haltung auf der Maschine in allen Fahrzuständen auf dem Programm. Dazu gehören dann auch Beschleunigen und Verzögern auf welligem Untergrund mit nur einer Hand am Lenker. Auf der Crossstrecke festigen wir die gewonnenen Erkenntnis. Auf der Crossstrecke für Kinder, wohlgemerkt! Soweit auch kein Problem, nur die beiden Kurven auf den Stirnseiten haben es in sich. Für die Kiddies sicher kein Hindernis, mit den BMWs mit höllisch lang übersetztem ersten Gang eine Herausforderung.

Wurschtegal, das muss klappen! In den Anden oder den Rockies wird uns auch keiner fragen, wie sich die bayuwarischen Ingenieure das Getriebe der Möppis aus den Hirnwindungen gedrückt haben.

Es raschelt kurz, und wo eben noch die quietschrote GS war, wiegt sich jetzt sanftes Grün im Wind. Busch auf, Andrea samt Mopped rein, Busch zu. Macht nix, die Mainzerin kann es ab und die Münchenerin ebenso.

Am zweiten Tag stehen in Hof/Westerwald vor allem das Bremsen, Kurvenfahren, Drehen am Steilhang und das Bremsen bei Steilabfahrten auf dem Programm. Und gerade letzteres gestaltet sich dann schwierig, wenn man vergisst, das ABS abzuschalten.

Mit jeder Stunde war der Fortschritt der insgesamt neun Teilnehmer zu spüren, auch wenn der eine oder andere immer wieder einmal in alte Muster zurückfiel. Auch wir! Kein Wunder angesichts der Fülle an Faktoren, die in vielen Fahrsituationen zu beachten sind. Zu guter Letzt durften wir auch die große Crossstrecke auf dem Gelände des MSC Hof befahren. Und da gab es außer Tiefsand und Schnee so ziemlich alles, was die Stollenreifen als ihren Arbeitsplatz betrachten können.

Außer einem Mopped mit lädierter Kupplungsarmatur und einer leicht geprellten Schulter gab es im Teilnehmerfeld eigentlich nur eines: Eine Menge Spaß am Fahren auf losem Untergrund für alle. Und für uns war es der perfekt Einstieg in unsere zweiwöchige Testtour ins Piemont, Aostatal, Ligurien und Savoyoen. Denn da soll so viel Schotter unter die Pneus wie nur irgend möglich.