Nach über drei Jahren auf dem amerikanischen Kontinent geht es nun auf die andere Seite des Globus. Während unsere Motorräder per Schiff gen Malaysia reisen überbrücken wir die Zeit und erkunden den Norden Vietnams, feiern Weihnachten mit einer herzlichen einheimischen Familie auf Bali und begegnen Orang-Utans auf Sumatra.

Lange warten wir in Vancouver. Im Hafen streiken die Arbeiter. Doch schließlich gibt unser Agent grünes Licht und wir können die Motorräder zur Verschiffung abliefern. Der Abschied von unseren Reisemobilen fällt uns schwer, denn geschlagene zwei Monate haben wir jeden Tag daran geschraubt. Schließlich dauert es jetzt rund sechs Wochen, bis wir sie wiedersehen.

Es rappelt in der Kiste: Wir liefern die Mobile beim Verpacker ab.

Nun brauchen wir ein Ziel, um die Zeit zu überbrücken. Da die Einreise nach Vietnam mit ausländischen Fahrzeugen ohnehin nicht möglich ist, beschließen wir spontan nach Hanoi zu fliegen.

Vancouver verabschiedet sich mit Regen von uns. Uns ist es egal, voller Vorfreude auf den nächsten Kontinent besteigen wir den Flieger. Als wir abheben, erfasst uns doch noch Wehmut. Über drei Jahre sind wir durch diesen Kontinent gereist, haben so vieles erlebt und so viele tolle Menschen getroffen. Jedes einzelne der Länder ist uns ans Herz gewachsen. Das alles lassen wir jetzt hinter uns. Aber wir wollen nach vorne schauen und sind gespannt, welche Abenteuer und Begegnungen uns in Asien erwarten.

Good Morning, Vietnam!

Hanoi, die Hauptstadt Vietnams, hat neun Millionen Einwohner und sechs Millionen Roller. Und gefühlt sind sie alle gleichzeitig unterwegs auf den engen Straßen des alten Viertels. Dazu kommen die ganzen Fußgänger. Denn die Gehwege sind entweder zugeparkt mit Rollern, vollgestellt mit den Auslagen der Geschäfte oder mit Tischen und Stühlen der Garküchen. Wir schlendern durch das Gewusel, saugen alles auf, die Gerüche der Garküchen, die fremdartig klingende Sprache, das geschäftige Treiben der Händler. Was für ein Kontrast zum ruhigen, beschaulichen Kanada!

Zugig: Die Straßen in Hanoi sind wuselig. In einer fährt gar ein Zug.

Bei einer Stadtrundfahrt besuchen wir einige Tempel. Natürlich steht auch das Ho Chi Min Mausoleum auf dem Programm. In dem monumentalen Marmorgebäude liegt der einbalsamierte Leichnam des Revolutionsführers und ehemaligen Präsidenten von Vietnam in einem gläsernen Sarg. Anhand der Massen von vietnamesischen Besuchern lässt sich ausmachen, wie beliebt der frühere Diktator noch heute unter der Bevölkerung des Nordens ist. 

Minh-oleum: Hier kann man dem Revolutionsführer Ho Chi Minh die letzte Ehre erweisen.

Bei den Wasserpuppen

Im Than Long Wasserpuppentheater sehen wir Szenen aus dem bäuerlichen Alltag, aber auch Legenden wie feuerspeiende Drachen. Begleitet wird die Darstellung von einem kleinen Orchester, das dazu traditionelle vietnamesische Musik zelebriert. 

Ins Wasser gefallen: Das Wasserpuppentheater hatte schon Auftritte in aller Welt.

Kulinarisch fühlen wir uns hier wie im Paradies. Eine unglaubliche Vielfalt an leckersten Gerichten, Früchten, Süßigkeiten und Getränken. Und alles zu äußerst niedrigen Preisen. Wir blühen richtiggehend auf. Im kalten, verregneten Kanada mussten wir angesichts der horrenden Lebensmittelpreise jeden Cent dreimal umdrehen. Hier hingegen leben wir nun in Saus und Braus. Doch als echte Foodies wollen wir noch tiefer eintauchen und besuchen einen Kochkurs. Hierbei lernen wir die richtige Zubereitung von Frühlingsrollen, Pho (vietnamesische Suppe), Tofu und Co. 

Rollenspieler: Die leckeren Frühlingsrollen herzustellen ist anspruchsvoll.

Landflucht per Enduro

Nach ein paar Tagen haben wir genug von der hektischen Großstadt. Wir wollen mehr von Vietnam sehen und mieten zwei kleine Enduros vom Typ Honda XR150. Dafür haben wir eigens unsere Fahrerklamotte samt Helmen sowie einen unserer Tankrucksäcke mit ins Flugzeug genommen. Im Gegensatz zu unseren beiden voll beladenen 650er-Dickschiffen kommen uns die kleinen Maschinchen wie Fahrräder vor. Da wir uns durch das Verkehrschaos von Hanoi kämpfen müssen sind wir jedoch froh um die kleinen, wendigen Hondas. Allenthalben starren uns die anderen Verkehrsteilnehmer verdutzt an. Denn solcherlei Outfits haben sie vorher noch nie gesehen.

Wie ein Fahrrad: Gegen unsere BMWs sind die Hondas leicht wie eine Feder.

Wir fahren in die Region Nimh Binh südlich von Hanoi. Hier besichtigen wir die Mua-Höhle. Auch wenn es tatsächlich eine kleine, unscheinbare Höhle gibt, ist die Hauptattraktion der Aufstieg auf den Ngoa Long Berg mit seinen Aussichtspunkten. Leider ist die Aussicht etwas getrübt. Wie schon die letzten Tage, ist es zwar sehr heiß, der Himmel jedoch so trübe, dass kaum blauer Himmel, geschweige denn Sonne zu sehen ist. 

In der Hitze mörderisch: Der Aufstieg zum Ngoa Long.

Auf Kultur-Tour

Weiter geht es zur Bich Dong Pagode, eine Reihe von Tempeln, welche in die Kalksteinhänge der Berge eingebaut sind. Auch hier wieder ein anstrengender Aufstieg. Aber es geht wesentlich ruhiger zu als bei der völlig überlaufenen Mua Höhle. Wir genießen die kulturelle und natürliche Schönheit dieses Ortes. Es ist wie eine Reise in eine andere Zeit. 

Herz aus Stein: Tom hat einen neuen Freund gefunden.

Eine Reise in die Vergangenheit bietet auch der nächste Stopp, Hoa Lu, die antike Hauptstadt Vietnams. Wir spazieren durch die Paläste und Tempelanlagen, welche vor mehr als 10 Jahrhunderten erbaut wurden.

Die alten Tempelanlagen wirken aus der Zeit gefallen.

Anderntags unternehmen wir eine Bootsfahrt durch Trang An. Ein UNESCO Weltkulturerbe, geprägt von hoch aufragenden Karstbergen und smaragdgrünen Flüssen, die sich durch mehrere Höhlen ziehen. Wir starten sehr früh, um dem Besucherandrang zu entgehen. Aber leider kommen auch die ersten Busse mit den Massen an Touristen sehr früh an. Ungefragt stellen sie sich neben uns und machen ihre Selfies mit uns. Wir kommen uns vor wie im Zoo.  Als die laut vor sich hin schnatternden Asiaten alle in Schwimmwesten und Boote gesteckt werden, denken wir an die Boatpeople aus den 1970er und 1980er Jahren. Schließlich kamen diese Flüchtlinge auch aus Vietnam. 

Nicht die Müllbrigade, sondern Touristenströme in Trang An.

Zum Glück biegt der Großteil der Boote an der ersten Kreuzung ab. Es gibt verschiedene Routen durch das verzweigte System. Anscheinend haben wir die richtige gewählt, endlich können wir die Ruhe genießen. Immer wieder durchqueren wir Höhlen mit dem Boot oder halten an, um Tempel zu besichtigen. Die Landschaft ist einzigartig mit den hoch aufragenden, wild bewachsenen Bergen. Wir paddeln an Seerosen vorbei. Zusammen mit den Tempelanlagen hat es was Märchenhaftes. 

Der Fluss schlängelt sich durch traumhafte Höhlen in Bergkessel hinein.

Am Nachmittag besichtigen wir noch die Bai Dinh Pagode. Nicht nur ein spiritueller Ort, sondern auch Rekordhalter. Es ist der größte buddhistische Tempelkomplex Vietnams mit der größten Bronzestatue Buddhas in Südostasien und dem höchsten Stupa (ein Bauwerk für Reliquien) in Asien, um nur einige der Rekorde zu nennen. 

Alles in Buddha: Wir können uns vor Tempeln nicht mehr retten.

Es gibt noch so viel zu besichtigen in der Region, doch uns zieht es weiter Richtung Küste. Mit der Fähre setzen wir über auf die Insel Cat Ba. Hier lassen wir die Motorräder stehen und gehen aufs Schiff. Denn von Cat Ba aus starten Touren in die Ha Long Bucht. Bekannt für smaragdgrünes Wasser und Tausende von Regenwald bedeckte, hoch aufragende Kalksteininseln.

Einzigartig: die markante Halong Bucht ist UNESCO Weltnaturerbe.

Im Weltnaturerbe

Dieses UNESCO Weltnaturerbe wollen wir uns nicht entgehen lassen. So schippern wir die nächsten 2 Tage durch die Bucht. Vom Boot aus können wir direkt ins kühle Nass springen oder paddeln mit Kajaks in abgelegene Lagunen. Während wir staunend an den unterschiedlichsten Formationen vorbei ziehen, unterhält uns Guide Tony mit vielen Infos zur Bucht und über Vietnam sowie auch vielen Anekdoten über die Unterschiede der Nord- und Südvietnamesen. Nach einigen Tagen mit trübem Wetter meint es die Sonne diesmal gut mit uns.

Treibgut: Per Kajak dringen wir in die entlegensten Winkel vor.

Von den Qualen befreit

Eigentlich könnten wir noch lange so weiterfahren. Aber das nächste Highlight wartet schon auf uns. In Tam Dao, etwa 70 km nördlich von Hanoi gelegen, unterhält die Tierschutzorganisation Animals Asia ein Rettungszentrum für Bären. Als Unterstützer der Organisation dürfen wir das Zentrum besuchen. Bei den Bären handelt es sich um asiatische Mondbären und Malaien- bzw. Sonnenbären, welche aus sogenannten Bärengallenfarmen befreit wurden.

Ein Leben lang gequält: In Tam Dao dürfen ehemalige Gallebären ein würdiges Leben verbringen.

Animals Asia bemüht sich um die Beendigung des Handels mit Bärengalle. Tausende von Bären leiden hierzu in Gefangenschaft, wo ihnen auf schmerzhafte Weise regelmäßig Galle abgezapft wird. Sie werden gewildert, über Jahrzehnte in rostige Käfige gesperrt, die kaum größer sind als sie selbst, sie erblinden, und verlieren ihre Zähne beim Versuch, die Käfigstangen durchzubeißen. Ihr Leben ist eine einzige Qual. Bärengalle wird in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von Augen- und Leberbeschwerden verwendet. Die Wirksamkeit ist äußerst umstritten. Zudem gibt es längst pflanzliche und synthetische Alternativen. 

Endlich frei: Die liebenswerten Bären sind sehr verpielt.

Bei unserem Rundgang können wir einige dieser wundervollen, gutmütigen und verspielten Tiere beobachten. Hier leben sie in weitläufigen Gehegen, in denen sie sich verstecken, mit ihren Artgenossen spielen oder einfach nur Bär sein können. Und wir sind stolz darauf, dass wir einen Beitrag leisten können, dass die geschundenen Kreaturen wieder ein Leben in Würde führen können.

Die quirligen Sonnenbären sind kleiner als die zottelig wirkenden Mondbären.

An der chinesischen Grenze

Für uns geht es weiter in den Norden nach Ban Gioc an der Grenze zu China. Auf dem Weg dorthin passieren wir ein Dorf, in dem auf traditionelle Art Papier hergestellt wird. Bei unserem kurzen Besuch können wir die einzelnen Schritte des Herstellungsprozesses beobachten. Hauptattraktion in Ban Gioc ist ein Wasserfall, dieser stürzt in 3 Stufen herab und dehnt sich über 300 Meter aus. Auf der anderen Seite des Flusses liegt China.

Schaffhausen in klein: Auf der anderen Seite der Ban Gioc Fälle liegt China.

Über eine Schotterpiste und eine Fahrt durch Weideflächen erreichen wir den Nuí Thung, ein kegelförmiger Berg mit einer einzigartigen Höhle, die wie ein Loch durch den ganzen Berg geht. Weshalb er auch Angel’s Eye genannt wird. 

Im Auge des Engels: Tom wirbelt Staub auf.

Für die Strecke nach Meovac entscheiden wir uns für eine Offroadpiste. Diese wird zu einem ziemlich schmalen und steilen Singletrack. Durch den vielen Regen und mit unseren Chinareifen die reinste Rutschparty. Wir schaffen es, heile am Fluss anzukommen, den wir mittels einer klapperigen, von Hand gezogenen Bambusfähre überqueren.

Vertrauenswürdig? Naja, wir haben keine andere Wahl…

Auf der anderen Seite geht es ebenso steil wieder hoch, immer an einem steilen Abgrund entlang, bis uns der schmale Pfad an der Straße wieder ausspuckt. Anstrengend, aber die Tour hat Laune gemacht und uns Panoramen offenbart, die wir von der Straße aus nie zu Gesicht bekommen hätten. Alles dank der kleinen und leichten Hondas. 

Als Lohn für die Quälerei mit den China-Straßenreifen gibt es atemberaubende Panoramen.

Fahrt unter Wasser

Im Regen und ohne jegliche Chance auf eine Aussicht fahren wir das erste Teilstück des Ha Giang Loops. Der Loop ist eine der begehrtesten Motorradstrecken im Norden Vietnams. Er führt durch spektakuläre Berglandschaften, vorbei an Reisterrassen und traditionellen Dörfern der vielen ethnischen Minderheiten. Leider ist er auch stark überlaufen und wir sehen unzählige Gruppen von Rollern, auf denen Guides ihre Touristen hier durchfahren. 

Noch kommt das Wasser von unten. Bald strömt ein Vielfaches von oben.

Der Regen soll die nächsten Tage weiter anhalten, so beschließen wir weiter nach Sapa zu fahren, in der Hoffnung auf besseres Wetter. In Sapa angekommen sehen wir kaum die Hand vor Augen. Dichter Nebel drängt sich durch die Straßen. Sichtweite: unter zehn Meter. Wir gehen trotzdem anderntags wandern und tatsächlich ist es im Tal besser, da sich der Nebel in den Höhen hält. Die Reisterrassen, wofür die Gegend bekannt ist, sind um diese Jahreszeit schon abgeerntet und wir müssen uns vorstellen, wie es im Sommer hier aussieht. Das Tal und die kleinen Dörfer der Minderheiten wären auch wirklich schön anzusehen, nur leider ist es ziemlich vermüllt. Dazu kommen die ganzen Souvenirverkäufer, die sich an die Fersen der Touristen kleben, um etwas zu verkaufen.

Lassen nicht locker: Die Frauen der Hmong versuchen, ihre Souvenirs an den Mann zu bringen.

In geschichtsträchtigen Gefilden

Wir wollen weg vom Touri-Trubel und fahren in den Nordwesten des Landes. Die Stadt Dien Bien Phu hat durch die finale Niederlage der Franzosen gegen die Befreiungsarmee der Viet Minh 1954 Berühmtheit erlangt. 

Stahlgewitter: Dien Bien Phu bedeutete den Untergang der Franzosen in Vietnam.

Bei den Schwarzen Tai

Hostelwirtin Hien engagiert sich hier für eine NGO mit dem Ziel, indigene Frauen zu unterstützen. Sie entführt uns zu Tien, Ehemann Tinh und Schwägerin Hoai, die eine kleine Kaffeeplantage betreiben. Sie gehören, wie ihr ganzes Dorf Muong Ang, den Schwarzen Tai an – einer von über 50 indigenen Ethnien in Vietnam. Verheiratete Tai-Frauen tragen einen hohen, mit Kopfschmuck verzierten Haarknoten. Die 41jährige Tien erklärt die Kaffeeproduktion und tischt ihre feinsten Kaffees auf.

Hostelwirtin Hien (r.) besucht mit uns Tien (l.) von den Schwarzen Tai und ihre kleine Kaffeeplantage.

Die ganze Familie ist begeistert über den Besuch aus dem fernen Europa und will sich mit uns fotografieren lassen. Und lädt uns zum Essen in ihr charakteristisches Tai-Stelzenhausein. Die Vielfalt mit Fisch, Rind, Schwein, Huhn, Tofu, Spinat, Omelette, Klebreis und vielem mehr bilde die höchstmögliche Wertschätzung für die Gäste ab, so Hien. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Gastgeber lässt uns sprachlos zurück. 

Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Tien und ihre Familie lädt uns zu einem wahren Festmahl ein.

Wir starten den zweiten Versuch, doch noch den Ha Giang Loop zu fahren. Die Temperaturen kommen morgens kaum über 4°C und die Aussichten sind meist eher begrenzt, aber es ist zumindest trocken. Es gibt auch sonnige Abschnitte während der nächsten Tage. Einen davon nutzen wir für eine Bootsfahrt auf dem Nho Que Fluss durch einen Canyon.

Ab in den Spalt: Auf dem Nho Que geht es in den Canyon.

Auf nach Bali

So langsam heißt es Abschied nehmen von Vietnam. Es ist kurz vor Weihnachten und unsere Visa laufen bald aus. Fred aus Kanada hat uns den Kontakt von Ngurah aus Bali gegeben. „Den müsst ihr unbedingt besuchen“. Nach einem kurzen Austausch per WhatsApp lädt der Balinese uns ein, die Feiertage in seinem Haus zu verbringen. 

Ngurah und seine Frau Ida nehmen uns herzlich auf. Wir sind nicht die einzigen Gäste, eine Familie aus Argentinien, welche Ngurah auf seiner Panamericana-Tour kennengelernt hatte, ist ebenfalls zu Besuch hier. 

Reif für die Insel: Nghura (1.v.l.) und Ida (2.v.r.) haben uns in ihr Haus auf Bali eingeladen.

Zu Weihnachten veranstaltet Ngurahs Großfamilie ein Festessen, zu dem wir auch eingeladen sind. Weihnachtsbaum und jede Menge Geschenke dürfen natürlich nicht fehlen. Wir sind wieder einmal sprachlos über die unglaubliche Gastfreundschaft. Kamen wir doch gestern erst als völlig Fremde an.

Weihnachten auf Bali: Wir sind verzaubert von unseren Gastgebern.

Die nächsten Tage nimmt Ngurah uns mit zu zwei traditionellen Tanzveranstaltungen im balinesischen Stil. Die Tänze, welche einen religiösen Hintergrund haben, sind sehr ausdrucksstark. Wir staunen, wie die Tänzer sich dabei die Finger verbiegen und gleichzeitig die Mimik mittels der Augen verändern.

Bei einer dieser Veranstaltungen lernen wir auch einen echten Prinzen kennen. Er ist ein Freund Ngurahs und wir dürfen Fotos in seinem Palast machen.

Er hat die Prinzenrolle: Wir dürfen den Prinzen in seinem Palast in Ubud besuchen.

Über die Insel

Über die Feiertage sind viele Feriengäste aus der benachbarten Insel Java nach Bali gekommen. Denpasar, die Hauptstadt, in der wir wohnen, ist vom Verkehr völlig verstopft. Erst nach Neujahr wird es besser und wir beschließen die Insel zu erkunden. Mit unseren beiden gemieteten Honda ADV 160 Rollern begeben wir uns auf eine Rundfahrt.

Es hat den Eindruck, als rieche die ganze Insel nach Räucherstäbchen. Überall werden Opfergaben verteilt. Diese bestehen aus kleinen, aus Palmblättern gebastelten Körbchen mit Blumen, Früchten und eben Räucherstäbchen. 

Uns faszinieren die Tempelanlagen, von denen wir einige besuchen. Durch die feuchte Witterung auf der Insel überwiegend mit Moos bedeckt, haben die alten Gemäuer einen mystischen Charme. 

Es herrscht Regenzeit. Immer wieder müssen wir halten und uns unterstellen, da die heftigen Regengüsse uns sonst komplett aufweichen. Wir haben schon Angst, bald genauso von Moos befallen zu sein, wie die alten Tempel.

In einem tiefen Loch

Auch landschaftlich hat Bali viel zu bieten. So fahren wir in die Caldera des Vulkans Gunung Batur. Hier unternehmen wir eine Wanderung zum Sonnenaufgang. Die Sonne versteckt sich hinter einer dichten Wolkenwand. Aber es gibt ein anderes Highlight. Auf den Fumarolen des Vulkans bereitet unser Guide gekochte Eier und Bananen zum Frühstück zu. 

Ein weiteres Highlight ist der Affenwald in Ubud. Hier leben Hunderte von Langschwanzmakaken zwischen alten Tempelanlagen. Die Affen sind die Touristenströme gewöhnt und zeigen keinerlei Scheu. Im Gegenteil, man muss gut auf seine Sachen aufpassen, denn die Affen greifen sich gerne auch mal Brillen oder Mützen der Besucher ab. Bei Tom gibt es nichts dergleichen zu holen. So setzt sich einer der Pelzträger auf seine Schultern und fängt an ihn zu lausen.

Mich laust der Affe.

Ab nach Sumatra

Wir erhalten die Nachricht, dass sich die Ankunft der Motorräder verspätet. So fliegen wir spontan auf die Insel Sumatra. Mit zwei 110er Rollern machen wir uns von der Hauptstadt Medan zum 80 km südlich gelegenen Toba See. Der 87 km lange und 27 km breite Vulkansee ist mit einer Gesamtfläche von 1776,5 km² der größte See Indonesiens und der größte Kratersee der Erde.

Gehhilfe: Mit 110er Roller am Toba See auf Sumatra.

Mit einer Fähre setzen wir über auf die Halbinsel Samosir. Auf der Insel leben überwiegend Batak, ein indigenes Volk. Bei einer Rundfahrt um die Insel sehen wir viele der traditionellen Batak-Häuser mit ihren mächtigen gebogenen Satteldächern. Auch landschaftlich ist es einmalig, immer wieder haben wir atemberaubende Ausblicke auf die Küste und die Berge rings um den See.

Markant: die typischen Batak-Häuser.

Im Reich der Orang-Utan

Der Hauptgrund, nach Sumatra zu reisen waren für uns die Orang Utans. Im Gunung-Leuser-Nationalpark gibt es die Möglichkeit, die letzten dieser Art freilebend zu sehen. In Bukit Lawang haben wir eine dreitägige Dschungeltour gebucht. Sabrina aus Österreich macht neben den beiden Guides Ren und Randy unsere Gruppe komplett. Die Mittdreißigerin ist uns auf Anhieb sympathisch und wir überreden sie, ebenfalls drei Tage mit in den Dschungel zu kommen.

Snack im Dschungel: unsere Begleiterin Sabrina.

Am Vortag regnet es seit dem Nachmittag in Strömen durch und wir haben große Zweifel, ob es wirklich eine gute Entscheidung war, für drei Tage zu buchen.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein. Insgesamt hält sich das Wetter die nächsten Tage ziemlich gut. Unsere Guides zeigen uns unterwegs immer wieder Pflanzen, die als Medizin genutzt werden können. Während der anspruchsvollen Wanderung sehen wir die unterschiedlichsten Affen wie Langschwanz- und Pigtail-Makaken, Thomas-Leaf-Monkeys und den silbernen Haubenlangur.

Die Kameras laufen schon heiß. Aber Ren drängt uns weiter zu gehen. Dann sehen wir sie schon von weitem im Baum hängen. Ein Orang-Utan Weibchen und ihr etwa zwei Jahre alter Nachwuchs. Einfach unglaublich. Völlig unbeeindruckt von uns schaukeln sie in den Ästen und kauen auf Blättern herum. Auf unserem weiteren Weg machen unsere Guides noch mehr der friedlichen und so gutmütigen Menschenaffen aus.

Gutmütigkeit in Person: Orang-Utans.

Am späten Nachmittag erreichen wir unser Camp mitten im tropischen Regenwald. Ein paar einfache Holzhütten am Fluss mit Matratzenlager. Unsere Guides verwöhnen uns mit Snacks und frischem Obst. Bevor es dann noch ein vom eigens angereisten Koch kreiertes Abendessen gibt, nehmen wir ein erfrischendes Bad im Fluss. Es ist herrlich, den Schweiß und Schlamm des Tages im erfrischenden Flusswasser abzuwaschen. Am nächsten Tag wandern wir zu einem anderen Camp. Am Abend kommt ein Orang-Utan Weibchen mit ihrem Kleinen ins Nachbarcamp. Auch sie ist völlig entspannt, schaut sich um, setzt sich an den Tisch, als wollte sie ein Bier bestellen und zieht nach einiger Zeit wieder von dannen.

Mama ganz gelasssen, während der Kleine durch die Wipfel tobt.

Am Morgen müssen wir unser Frühstück gegen eine Horde Langschwanz-Makaken verteidigen. Die freche Bande umzingelt uns und geht sogar bis in die Küche. Zum Abschluss der Tour gibt es noch ein weiteres Highlight. Statt zurück zu wandern, geht es per Rafting über den Fluss zurück. Völlig durchnässt, aber geflasht von der spektakulären Natur kommen wir in Bukit Lawang an.

Traditionelles Handwerk lernen

Ren hat uns angeboten, am nächsten Tag eine Tour durch die nahegelegenen Dörfer zu unternehmen. Hier erfahren wir unter anderem, wie Palmzucker gewonnen wird, helfen bei der Herstellung von Tempeh (ein Produkt aus fermentierten Sojabohnen) und flechten eifrig Dächer aus Palmblättern. Alles in kleinen lokalen Manufakturen.

Dachdeckerlehrling: Tom beim flechten eines Palmdachs.

Nun wird es aber Zeit für uns, nach Malaysia zu fliegen, um die Motorräder zu empfangen. Während wir uns noch Gedanken machen, ob die Batterien die 2 Monate überstanden haben. Ahnen wir nicht, dass mal wieder ganz andere Probleme auf uns zukommen. Es fällt unter die Kategorie: Irgendwas ist ja immer. Aber darüber berichten wir in unserem nächsten Blog.

Kilometer: 80452 (+23989)

Unsere Route findet ihr wie immer hier.

Fotos:

Bildwechsel im Slider unten: Ziehen mit der Maus bzw. Wischen.

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